Weckmenschen
Eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen habe ich an das Sankt Martin Fest bei uns im Dorf und die dort verteilten Weckmenschen. Der Sankt Martin (manchmal auch eine Sankt Martina) ritt von der Kirche durchs Dorf und wir Kinder sind mit unseren Laternen singend hinterher gelaufen. Der Umzug endete gegenüber von meinem Elternhaus, dessen Fenster meine Mutter liebevoll mit unseren selbst gebastelten Laternen aus den Vorjahren geschmückt hatte.
Dort verteilte dann der Sankt Martin, in voller Montur, an alle Kinder einen Weckmenschen. Es gab heißen Kakao zu kaufen und so standen wir gemütlich zusammen, aßen etwas von unseren leckeren Weckmenschen und verbrannten uns am heißen Kakao die Zunge. Danach gingen alle zum Feld und es wurde ein großes Martinsfeuer entzündet. Später saß die Familie gemütlich in der Küche, tranken noch mehr heißen Kakao und aßen die Reste unserer Weckchen.
Nun bin ich selbst Mutter, lebe nicht mehr ganz so ländlich, möchte aber auch für meine Kinder Sankt Martin zu einem schönen Fest machen, das sie lange in Erinnerung behalten. Dieses Jahr ist ja eh alles anders, darum werden wir als Familie unseren ganz persönlichen kleinen Laternenumzug im Garten veranstalten. Vielleicht machen wir sogar ein kleines Feuer in der Feuerschale. Auf jeden Fall wird es Weckchen und heißen Kakao geben.
Ich wollte die perfekten Weckmenschen backen…
Über die Jahre habe ich mich immer wieder am Backen von Weckmenschen versucht. Die Ergebnisse waren zwar auch immer lecker, aber sie kamen einfach nie an die Weckchen aus der Bäckerei heran. Meist fand ich sie nicht fluffig genug und auch der Geschmack war mir viel zu hefig.
Dieses Jahr wollte ich es nochmal wissen. Da ich momentan wieder eigenes Brot backe, habe ich viel über Teigzubereitung gelesen und gelernt. Dies kam mir jetzt bei meinen Weckmenschen eindeutig zugute und ich habe ein Rezept entwickelt, das dem Geschmack aus meiner Erinnerung sehr nah kommt. Optisch machen sie auch eine gute Figur.
Bei diesem Rezept arbeite ich mit einem Kochstück. Dabei wird je ein kleiner Teil des Mehls und des Haferdrinks verrührt, aufgekocht und unter Rühren köcheln gelassen, bis die Masse eine puddingähnliche Konsistenz hat. Die erkaltete Masse wird später einfach mit in den Teig gegeben und soll die Feuchtigkeit besser im Teig binden. So sollen die Weckmenschen später nicht trocken sein.
Da ich in meinem Rezept mit sehr wenig Hefe arbeite, braucht der Teig viel Zeit zum Gehen. Darum würde ich empfehlen ihn schon am Vortag vorzubereiten. Abends wird der Teig dann in Form gebracht und auf einem Backblech mit Backpapier über Nacht bei Raumtemperatur gehen gelassen. So sind die Weckmenschen morgens schön aufgegangen. Nach dem Aufstehen brauchst du sie dann nur noch backen und hast zum Frühstück ganz frische Weckchen.
Während der Gehzeit wird der Teig gedehnt und gefaltet. So helfen wir dem Glutengerüst dabei sich zu entwickeln, damit es das Gas, welches die Hefe bildet, besser halten kann. Dadurch werden die Weckmenschen fluffiger.
Teig dehnen und falten
Das Dehnen und Falten ist recht einfach, aber ich zeige es dir hier ein Mal.
Kippe den Teig vorsichtig aus der Schüssel auf die Arbeitsplatte und drücke ihn mit den Händen etwas flach.
Nimm eine Seite des Teigs, dehne die Seite etwas…
…und falte sie zur Mitte. Das Gleiche machst du mit der anderen Seite.
Drehe den Teig um 90°. Dehne und falte den Teig wie zuvor.
Du erhälst ein kleines Teig”päckchen”. Gib es wieder in die Schüssel, decke es mit einem Handtuch ab und lasse den Teig weiter gehen, bis er das nächste Mal gedehnt und gefaltet wird.
Meinen Teig habe ich insgesamt sechs Mal gedehnt und gefaltet und gerade bei den ersten Malen kann man sehr deutlich erkennen wie sich der Teig verändert. Wenn du den Teig über Nacht gehen lassen möchtest, kannst du das Dehnen und Falten auch weglassen. Dadurch werden die Weckmenschen aber weniger fluffig.
Möchtest du deine Weckchen mit Rosinen dekorieren, dann empfehle ich dir, diese vorher mehrere Stunden in Wasser einzuweichen. So trocknen sie beim Backen nicht so aus.
Die Weckmenschen kann man sehr gut pur auf der Hand essen. Ich mag sie aber auch gerne mit etwas Margarine und veganem Käse oder Cashoner. Die Kinder bervorzugen eher etwas Süßes wie Marmelade oder Schokoaufstrich.
Ich hoffe, dir bereitet dieses Rezept auch so viel Freude wie mir und ich wünsche dir und deiner Familie ein schönes und gemütliches Martinsfest.
Weckmenschen
Zutaten
Kochstück
- 150 g Haferdrink
- 30 g Weizenmehl Typ 405
Hauptteig
- 200 g Haferdrink
- 5 g Hefe
- 500 g Weizenmehl Typ 405
- 50 g vegane Butter oder Margarine
- 50 g Zucker
- 1 TL Salz
- 2 EL Sojacuisine zum Bestreichen
Anleitungen
- Für das Kochstück Mehl und Haferdrink in einem Topf verrühren und unter Rühren aufkochen.
- Köcheln lassen bis die Masse die Konsistenz von Pudding hat. Dabei immer weiter Rühren.
- Das Kochstück in eine Dose mit Deckel geben und abkühlen lassen.
- Für den Hauptteig den Haferdrink leicht erwärmen und die Hefe darin auflösen.
- Alle weiteren Zutaten (bis auf die Sojacuisine), sowie das abgekühlte Kochstück, zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Es ist nicht schlimm wenn er etwas klebt. Das legt sich später beim Dehnen und Falten.
- Den Teig in eine Schüssel geben und abgedeckt 8h ruhen lassen. Dabei in den ersten zwei Stunden alle 30min. (also insgesamt viermal) den Teig dehnen und falten.
- Anschließend den Teig noch zwei weitere Stunden stündlich dehnen und falten (also insgesamt zweimal). Die restlichen vier Stunden den Teig in Ruhe lassen.
- Nach der Ruhezeit den Teig ca. 1cm dick ausrollen und Menschen ausstechen oder in Form schneiden.
- Teigfiguren auf ein Backblech mit Backpapier legen und mit einem Tuch abgedeckt mindestens 2h, besser über Nacht gehen lassen.
- Wenn der Teig schön aufgegangen ist, den Backofen auf 180°C Umluft vorheizen.
- Die Weckmenschen gut mit Sojacuisine bestreichen und für 15-17min bei180°C Umluft backen. Wenn der Teig goldbraun ist, sind die Weckchen fertig.
- Je nach Größe der Teiglinge muss die Backzeit angepasst werden. Bei Weckbrötchen reichen ca.10-15min.
Heute gabs zum Frühstück deine Weckmenschen. Sehr lecker! Fasziniert hatte mich, dass man so wenig Hefe für dieses Rezept braucht. Das Ziehen und Falten hörte sich erst aufwendig an, war aber gut in den Tagesablauf zu integrieren und brauchte tatsächlich immer nur wenige Minuten. Den Kindern hat es auch gut geschmeckt. Backe ich wieder!
Danke für deinen Kommentar. Es freut mich sehr, dass es euch geschmeckt hat und du gut mit dem Rezept klar gekommen bist.
Ein tolles Rezept mit einfachen Zutaten. Jetzt ist wieder Weckmannzeit. Es freut mich besonders, dass sie schon für morgen vorbereitet werden können. Dann sind zum Frühstück pünktlich fertig. 😊
Vielen Dank. Du kannst die fertig aufgegangenen Wecken auch wunderbar einfrieren. Dadurch verlängert sich die Backzeit nur etwas. Und du hast geringe geschmackliche Einbußen, die ich aber verkraftbar finde.